Leonrodstraße 46b
1972 war es soweit: Das IfZ zog in die neu errichteten Räumlichkeiten in der Leonrodstraße, die – zumindest vorläufig – ausreichend Platz für sämtliche Archiv- und Bibliotheksbestände sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter boten.
Frontansicht des Instituts für Zeitgeschichte in der Leonrodstraße 46b
Der Umzug in die Leonrodstraße 46b erfolgte im Jahr 1972. Hier ist das IfZ nach wie vor in einem markanten 70er-Jahre-Bau beheimatet. Mit seiner Sichtbetonstruktur und dem Bücherturm als besonderem „Wahrzeichen“ ist es mittlerweile selbst ein beredtes Architekturzeugnis seiner Zeit geworden.
Entworfen hat das Gebäude der Architekt Sepp Pogadl, unter anderem bekannt für die Errichtung der Studentenstadt in München-Freimann. Der Bau gilt als Beispiel für den „Brutalismus“, eine Bezeichnung, deren Ursprung im französischen Begriff béton brut („roher Beton“) liegt. Er verweist auf ein wesentliches Definitionsmerkmal des Stils, nämlich die Materialsichtigkeit des Baus.
Der 1972 neu eingerichtete Lesesaal der Bibliothek in der Leonrodstraße (Foto: IfZ, Bildsammlung)
Auf der funktionalen Ebene bot der Neubau „endlich die räumlichen Voraussetzungen für eine intensive wissenschaftliche Arbeit, vor allem aber auch für die sachgemäße Unterbringung und benutzerfreundliche Zugänglichkeiten der wertvollen Sammlungen“, wie es die Zeitschrift „Buch und Bibliothek“ (24/1972) zusammenfasste. Der geräumige Lesesaal 1 bot nun 24 Arbeitsplätze und fünf Arbeitskabinen, der Lesesaal 2 nochmal zehn Arbeitsplätze für die Einsicht in Mikrofilme und Zeitungen. In den drei Stockwerken im Hauptgebäude fanden sich ausreichend Büroräume für die auf 33 Personen angewachsene Belegschaft.
Der Seminarraum in der Leonrodstraße heute (Foto: Philipp Beck, IfZ-Bildsammlung)
In seiner Festrede zur Einweihung am 10. März 1972 würdigte der Bayerische Ministerpräsident Alfons Goppel die Bedeutung des IfZ für den demokratischen Neuaufbau: Die „nüchterne wissenschaftliche Arbeit“ habe psychologische Belastungen im Verhältnis zu den europäischen Nachbarn mit abgebaut und Brücken geschlagen.
Der Begriff „nüchtern“ findet sich auch in einem Artikel der Architekturzeitschrift „Beton Prisma“ wieder, in dem das ästhetische Konzept des Gebäudes in Wort und Bild vorgestellt wird: Die „Analytiker der Zeitgeschichte“ arbeiteten in einem „Haus, das der Bedeutung ihrer Aufgabe Gerechtigkeit widerfahren“ lasse. Das Bauwerk lasse „auf den ersten Blick die nüchterne Analyse erkennen, mit der auch der Architekt zu Werke ging“. Für „Geschichtswissenschaftler mit einem besonders engen Verhältnis zur Gesamtschau der Gegenwart“ errichtet, spiegele „dieser Neubau, bei aller Sachlichkeit und Funktionalität, den Geist der Zeit wider [...], den ‚Hauch der Zeitatmosphäre, den man kennen muß‘, wie der Historiker Friedrich Meinecke einmal schrieb.“
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Beitrag des Bayerischen Rundfunks über die Einweihung des Institutsgebäudes in der Leonrodstraße 46b aus dem Jahr 1972 (Quelle/Copyright: Bayerischer Rundfunk)