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Bibliothek


Manche Benutzerinnen und Benutzer überqueren regelmäßig den Atlantik, um im Lesesaal des IfZ arbeiten zu können. Was hat es mit dem einzigartigen Informationsangebot der IfZ-Bibliothek auf sich? Wie sorgt die vom Bibliotheksteam geleistete Literaturerschließung auch ortsunabhängig für besondere Recherchemöglichkeiten zur Zeitgeschichte? Welche digitalen Informationsangebote stellt die Bibliothek zur Verfügung? Und was für Geschichten können uns manche Bücher und die an ihnen sichtbaren Zeitspuren erzählen?

Ein reich gefüllter Wissensspeicher

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Blick ins Bibliotheksmagazin des IfZ, Foto: IfZ-Bildersammlung

Ca. 5.600 laufende Regalmeter mit Printmedien und mehr als 47.000 zugängliche E-Books, E-Journals und sonstige Online-Medien bilden einen Informationsschatz zur Zeitgeschichte, der seinesgleichen sucht. Jedes Jahr kommen 2.500 oder mehr Einheiten hinzu. Sammelgegenstand ist im Kern die Literatur zur deutschen und europäischen Geschichte seit dem Ersten Weltkrieg in ihren internationalen Bezügen, mit dem besonderen Schwerpunkt Nationalsozialismus und NS-Diktatur. Doch auch zum Deutschen Kaiserreich und, in sehr punktueller Auswahl, zu noch länger zurückliegenden Epochen werden Titel erworben. Während in den ersten Jahrzehnten politikgeschichtliche Fragestellungen ganz im Zentrum standen, sammelt die Bibliothek mittlerweile längst so breit wie möglich zu unterschiedlichsten Forschungsansätzen. Ihre Erwerbungspolitik zielt auf einen vorausschauenden Bestandsaufbau und berücksichtigt auch Themen der unmittelbar zurückliegenden Zeit, um auf künftige Forschungsfragen in bestmöglicher Weise vorbereitet zu sein.

Sorgfältige Erschließung

Show larger version for: Bücherstapel im Lesesaal des IfZ

Bücherstapel im Lesesaal des IfZ, Foto: IfZ-Bildersammlung

Die Erschließungspraxis der IfZ-Bibliothek zielt auf eine umfassende und weithin nachnutzbare Dokumentation der einschlägigen Fachliteratur. So wurden bei der Katalogisierung von Beginn an nicht nur komplette Bücher und Zeitschriften, sondern auch darin enthaltene Aufsätze berücksichtigt – bis heute wurden auf diese Weise rund 120.000 Aufsätze erfasst und inhaltlich erschlossen. Als Basis hierfür dient, wie auch bei den übrigen Medien, primär die hauseigene IfZ-Systematik, die durch ihre digitale Verfügbarkeit unabhängig von der Bibliotheksbenutzung einen feingliedrigen, fachspezifischen Recherchezugriff erlaubt. 

Show larger version for: Titelbild der Bibliographie zur Zeitgeschichte

Die „Bibliographie zur Zeitgeschichte”, die bis 2012 als Beilage der „Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte” erschien und danach in einen kostenfreien E-Mail-Service überführt wurde

Alle fachlich relevanten Titeldaten stehen nicht nur im Bibliothekskatalog zur Verfügung, sondern werden monatlich auch im „Bibliografischen Informationsdienst“ publiziert. Dieser kostenfrei abonnierbare E-Mail-Service setzt im digitalen Format die renommierte „Bibliographie zur Zeitgeschichte“ fort, die 60 Jahre lang, bis 2012, als Beilage der Vierteljahrshefte erschienen ist. Zugleich fließen die Titeldaten auch in die zentrale „Deutsche Historische Bibliografie“ ein, zu der die IfZ-Bibliothek als Kooperationspartner in großem Umfang beisteuert.

Digitale Erweiterungen

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Beim Festumzug in Ost-Berlin zum 750. Geburtstag der Stadt Berlin stellt eine Abordnung des Bezirks Erfurt ihre Arbeitsplatzcomputer aus Sömmerda vor, Juli 1987 (Foto: Bundesarchiv, 183-1987-0704-077/Fotograf: Thomas Uhlemann)

Nicht nur Recherchen finden längst mittels Tastatur und Bildschirm statt, auch der Medienbestand selbst wird immer digitaler. Durch die Teilnahme an Konsortien und Transformationsverträgen stehen in der IfZ-Bibliothek große digitale Zeitschriftenkollektionen zur Verfügung. Auch E-Books werden in gezielter Auswahl erworben. Das IfZ ist darüber hinaus einer der wenigen Orte in Deutschland, an dem in spezielle Online-Datenbanken wie das „Visual History Archive“, das „Fortunoff Video Archive for Holocaust Testimonies“ oder die „Vossische Zeitung Online“ Einsicht genommen werden kann.

Auch die IfZ-Bibliothek selbst ist ein Akteur der digitalen Transformation und stellt, gemeinsam mit dem Archiv, mit dem Repository „Zeitgeschichte Open“ ein stetig wachsendes Informationsangebot bereit. 

Spuren der Geschichte

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Das „Ex libris Max Sachs” gibt Hinweis darauf, dass das Buch mit der IfZ-Signatur H 274 aus der Privatbibliothek des Politikers Max Sachs stammt

„Habent sua fata libelli“ – der in 75 Jahren gewachsene Bibliotheksbestand des IfZ bildet ein unikales Ensemble, an dessen einzelnen Büchern die Zeit teilweise bemerkenswerte Spuren hinterlassen hat. Bislang konnten an etwa 10.500 Büchern sogenannte Provenienzmerkmale festgestellt und dokumentiert werden. Häufig lassen sich durch Besitzstempel oder andere Spuren die Wege der Bücher verfolgen, etwa von Bibliotheken oder Einrichtungen des NS-Staats über einen Collecting Point der US-Militärregierung bis zur Übergabe an die IfZ-Bibliothek.

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Anton Graf von Arco auf Valley, der Mörder Kurt Eisners, widmet dem Freikorps-Anführer und späteren Reichsstatthalter in Bayern, Franz Ritter von Epp seine Schrift „Aus fünf Jahren Festungshaft” – ein Buch, das in den Bestand der IfZ-Bibliothek gelangt ist

Manchmal werden durch Besitzeinträge und Widmungen persönliche Beziehungen sichtbar, etwa zwischen dem Mörder Kurt Eisners, Anton Graf von Arco auf Valley, und dem Freikorps-Anführer und späteren Reichsstatthalter in Bayern, Franz Ritter von Epp. In bislang einem Fall führte eine Provenienzspur, die auf die Privatbibliothek des sozialdemokratischen Journalisten und Politikers Max Sachs verwies, zu einer Restitutions- und Leihvereinbarung mit den legitimen Erben des betreffenden Buches.