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Wehrmacht in der nationalsozialistischen Diktatur

 Die Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht“ des Hamburger Instituts für Sozialforschung löste eine der größten geschichtspolitischen Debatten der Bundesrepublik aus. Welchen Anteil hatte die Wehrmacht am Vernichtungskrieg? Das IfZ-Projekt „Wehrmacht in der nationalsozialistischen Diktatur“ reagierte auf die Forschungslücken, die die Debatte offengelegt hatte.

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„Unternehmen Barbarossa“. Deutsche Infanteristen führen Gefangenen ab, 1941 (Foto: Bundesarchiv, Bild 101I-020-1262-35)

Die Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht“ des Hamburger Instituts für Sozialforschung löste seit 1995 eine der größten auf die Vergangenheit bezogenen Debatten in der Geschichte der Bundesrepublik aus. Sie warf Fragen nach der Beteiligung der deutschen Streitkräfte insbesondere am Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion auf, die von der Geschichtswissenschaft beantwortet werden mussten. Allerdings war die kritische Analyse des deutsch-sowjetischen Krieges und auch anderer Schauplätze und Täterorte des Zweiten Weltkrieges in der deutschen Historiografie vernachlässigt worden, so dass der öffentliche Informationsbedarf wissenschaftlich zunächst nur unzureichend bedient werden konnte und sich auf allen Seiten der stark polarisierten Debatte Verallgemeinerungen und Halbwissen breit machten. 

Show larger version for: Fahrzeugkolonne im Juni 1941 in Polen zu Beginn der „Operation Barbarossa” (Foto: Bundesarchiv, Bild 101I-347-1077-20)

Fahrzeugkolonne im Juni 1941 in Polen zu Beginn der „Operation Barbarossa” (Foto: Bundesarchiv, Bild 101I-347-1077-20)

Auf die Fragen nach dem Anteil der Wehrmacht am Vernichtungskrieg und die dadurch offengelegten Forschungslücken reagierte das IfZ von 1998 bis 2009 mit dem Forschungsprojekt „Wehrmacht in der nationalsozialistischen Diktatur“, das von Christian Hartmann geleitet wurde. Im Zentrum des Projekts standen drei großangelegte Darstellungen über das mit Abstand größte und folgenreichste Ereignis in der Geschichte der Wehrmacht, den deutsch-sowjetischen Krieg seit Juni 1941. Die Teilprojekte waren eng aufeinander bezogen und fokussierten auf die oberste Truppenführung (Johannes Hürter), die Praxis des Truppenalltags (Christian Hartmann) und die Besatzungsherrschaft der Wehrmacht (Dieter Pohl). Die erstmals so umfassende Untersuchung der deutschen Kriegführung und Besatzung in der Sowjetunion wurde ergänzt durch die Vergleichsperspektive auf einen anderen Raum, den Einsatz der Wehrmacht im besetzten Frankreich 1943/44 (Peter Lieb).

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Cover von Johannes Hürters Studie über „Hitlers Heerführer. die deutschen Oberbefehlshaber im Krieg gegen die Sowjetunion 1941/42”

Die vier großen Monografien des Projekts gelten als Standardwerke, die den Kenntnisstand über die Verantwortung der Wehrmacht für Krieg und Verbrechen sowie generell über den Standort der Streitkräfte, ihrer Elite und ihrer Soldaten im NS-Staat auf eine neue Grundlage gestellt haben. Mit diesen vielbeachteten Büchern sowie zahlreichen weiteren Beiträgen und Präsentationen kam das IfZ seinem Auftrag nach, der bundesdeutschen Gesellschaft in zentralen Debatten über die NS-Vergangenheit einen wissenschaftlichen Referenzpunkt zu bieten.

Video

Interview mit Johannes Hürter am Rande der Frankfurter Buchmesse im Oktober 2007 über „Hitlers Heerführer von 1941 - Generale im Vernichtungskrieg” (dctp)