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Politik und Gesellschaft in der US-Zone

Mit dem US-Zonen-Projekt wagte sich das IfZ erstmals systematisch daran, die Geschichte der Nachkriegszeit zu erforschen. 30 Jahre nach Kriegsende gewann die Vor- und Frühgeschichte der westdeutschen Demokratie spürbar an Gewicht. 

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„neue Währung … neue Preise!” – Plakate zur Einführung der D-Mark, die am 21. Juni 1948 die Reichsmark ablöste (Foto: Bundesarchiv, B 145 Bild-P029088)

Es hat lange gedauert, bis die historische Forschung die deutsche Zeitgeschichte nach 1945 entdeckt hat. Das hat erstens mit der Vorgeschichte und Geschichte der NS-Zeit zu tun, die bis in die 1970er Jahre die bevorzugten historiografischen Themenfelder bildeten, zweitens mit dem Charakter der Bundes­republik als Provisorium, dem historische Bedeutung gleichsam erst zuwachsen musste, und drittens mit der fehlenden Quellenbasis – zentrale Bestände waren entweder noch nicht archiviert, für die Forschung gesperrt oder in der Bundesrepublik nicht verfügbar.  

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Die erste Trauung in der zerstörten Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche am Kurfürstendamm in Berlin, ca. 1945/46 (Foto: Bundesarchiv, Bild 146-1986-014-18)

Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Erschließung der jüngeren Zeitgeschichte im IfZ mit großen Editions- und Quellen­erschließungsprojekten begann: Zwischen 1979 und 1981 gaben das IfZ und das Bundesarchiv in fünf umfangreichen Bänden die „Akten der Vorgeschichte der Bundesrepublik Deutschland 1945–1949“ heraus. Darüber hinaus war das Institut zwischen 1976 und 1983 maßgeblich an der Sichtung, Vervielfältigung und Erschließung der in den National Archives (Washington) verwahrten Akten des Office of Military Government United States (OMGUS) beteiligt.

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Flüchtlinge aus sudetendeutschen Gebieten am Bahnhof in München, ca. 1945/46 (Foto: Bundesarchiv, Bild 146-1976-117-10)

Die OMGUS-Akten bildeten eine entscheidende Voraussetzung für das 1979 in Angriff genommene und für fünf Jahre von der Stiftung Volkswagenwerk geförderte Projekt „Politik und Gesellschaft in der amerikanischen Besatzungszone“, das sich insbesondere die sozial- und erfahrungsgeschichtliche Erforschung des „Umbruchs in Deutschland“ auf die Fahnen geschrieben hatte. Mit diesem Konzept sollte sowohl die Fixierung der Historiografie auf die Geschichte militärischer Operationen und politischer Entscheidungen überwunden als auch das Jahr 1945 als Zäsur und vielbeschworene „Stunde Null“ hinterfragt werden.

Show larger version for: Titel des Buches "Von Stalingrad bis zur Währungsreform"

Cover des Buches „Von Stalingrad zur Währungsreform“

Der 1988 erschienene Sammelband „Von Stalingrad zur Währungsreform“ wurde in der Fachwissenschaft wie in der Öffentlichkeit breit diskutiert. Dasselbe gilt für die Regionalstudie von Hans Woller, die für ungezählte Arbeiten zu Kriegsende und Neubeginn in Städten und Landkreisen Pate stand, sowie für das mehrfach neu aufgelegte, monumentale Buch aus der Feder von Klaus-Dietmar Henke über die amerikanische Besetzung Deutschlands. Dieses Projekt hat nicht nur den Blick auf die (west-)deutsche Gesellschaft zwischen totalem Krieg, bedingungsloser Kapitulation und doppelter Staatsgründung nachhaltig verändert, sondern auch der Erforschung der Gesellschaftsgeschichte der Ära Adenauer den Weg geebnet.