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„Man hört, man spricht“

Das 2019 gestartete Projekt untersuchte in transnationaler Perspektive die Interaktion zwischen offizieller, staatlich-gelenkter Kommunikation „von oben“ und der Produktion, Verarbeitung und Interpretation informeller Informationen „von unten“. Untersucht wurde nicht nur das nationalsozialistische Deutschland, sondern auch die von Deutschland besetzten Gebiete Europas.

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Eine Gruppe polnischer Jüdinnen und Juden unterhält sich in einem Leseraum vor einer großen Karte Polens, vor 1939 (Foto: United States Holocaust Memorial Museum, courtesy of Dr. Anna Wieteska, Photograph Number 25452, Zuschnitt).

Inspiriert von kulturgeschichtlichen Ansätzen zur Erforschung des Nationalsozialismus, den Medienwissenschaften und historisch-anthropologischen Perspektiven auf Phänomene wie Gewalt und Krieg, untersuchte das Projekt Kommunikationsräume und -praktiken „von unten“ – wie zum Beispiel Gerüchte. Damit beleuchtete es innovative Fragen und trug dazu bei, eine moderne, transnationale Geschichte der Kommunikation im Nationalsozialismus zu etablieren.

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Wie funktioniert die Weitergabe von Information, wenn man der Zensur unterstellt ist oder damit rechnen muss, abgehört zu werden, wie das zwischen 1939 und 1945 entstandene britische Plakat warnt: „Careless talk costs lives. Mr Hitler wants to know!“? (Foto: Collections of The National Archives, United Kingdom, catalogued under document record INF3/238, via wikimedia commons)

Wie konstruierten Menschen in Deutschland, Frankreich oder Polen Wissen, Wahrheit und Realität in einem Umfeld, das von Zensur, staatlicher Propaganda und autoritärer Rhetorik geprägt war? Was sagen uns die Vermittlung, Form und Interpretation informeller Informationen über Praktiken der Inklusion und Exklusion, Geschlechterbeziehungen, ethnische Kategorisierungen oder die Zuweisung und Ausübung von Macht in einer Gesellschaft? Wie eruieren wir in Gewaltsituationen und Ausnahmezuständen das Zusammenspiel von Gesellschaft und Subjektivität, von konstruierten Wirklichkeiten und individuellem oder kollektivem Handlungsvermögen („agency”)? Um diese Fragen aus einer multidisziplinären, transnationalen und komparativen Perspektive zu erforschen, arbeitete das IfZ mit einem prominenten Netzwerk in- und ausländischer Kooperationspartner zusammen.

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Projektmitarbeiterinnen Izabela Paszko, Caroline Mezger und Projektmitarbeiter Manuel Mork und Felix Berge bei einem INFOCOM-Workshop im September 2021

Das auf fünf Jahre angelegte Forschungsprojekt mit dem Kurztitel INFOCOM wurde durch die Leibniz-Gemeinschaft im Rahmen des Programms „Leibniz Beste Köpfe – Junior Research Groups“ gefördert und von Caroline Mezger geleitet, die eine Geschichte der (Zwangs-)Migration bearbeitete. Außerdem entstanden drei Dissertationen: Felix Berge beschäftigte sich mit den Praktiken informeller Kommunikation in der Mehrheitsgesellschaft des Nationalsozialismus, Manuel Mork bearbeitete Narrative im besetzten Frankreich und Izabela Paszko setzte sich mit Polen auseinander.