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Gesellschaft und Politik in Bayern 1949 bis 1973

Im Mittelpunkt dieses Projekts stand nicht – wie lange Zeit üblich – die politische Geschichte der Bundesrepublik, sondern deren Sozial-, Wirtschafts- und Alltagsgeschichte am Beispiel Bayerns. Neben die Erfolgsgeschichte der Boom-Jahre trat damit auch ihre Problem- und Problemerzeugungsgeschichte.

Show larger version for: BMW-Werk in München, 1968 (Foto: Bundesarchiv, B 145 Bild-F027638-0006)

BMW-Werk in München, 1968 (Foto: Bundesarchiv, B 145 Bild-F027638-0006)

Die vielversprechenden Ansätze für eine Erforschung der Geschichte des geteilten Deutschlands zwischen Demokratie und Diktatur wurden nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und der Wiederherstellung der deutschen Einheit für einige Jahre in den Hintergrund gedrängt. Die verfügbaren Fördermittel flossen zunächst in die Erforschung der SED-Diktatur, während historische Demokratieforschung in den Hintergrund trat. Auch um einen Kontrapunkt zu setzen, wurde 1996 im Institut für Zeitgeschichte ein vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst gefördertes Projekt begonnen, das sich am Beispiel Bayerns mit der Gesellschaftsgeschichte der 1950er, 1960er und frühen 1970er Jahre befasste.

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Eine Schulklasse besucht die Raffinerie Desching bei Ingolstadt (Foto: Stadtarchiv Ingolstadt)

Anknüpfend an die Projekte zur Geschichte Bayerns in der NS-Zeit und zur Geschichte der amerikanischen Besatzungszone zwischen 1945 und 1949 galt es, die Interdependenz von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft im Sinne einer politischen Sozialgeschichte zu erfassen und am Beispiel überschaubarer Räume zu veranschaulichen.  

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Die Siemens und Halske AG in München in den 1950er Jahren (Foto: Bundesarchiv, B 145 Bild-P007450)

Im Kern setzte sich das Projekt mit drei Problemkomplexen auseinander: erstens mit der Frage nach der politischen Steuerung und Steuerbarkeit des sozioökonomischen Strukturwandels der ersten 25 Nachkriegsjahre; zweitens mit der Frage nach den Auswirkungen dieser Veränderungsprozesse auf die Gesellschaft beziehungsweise auf ausgewählte gesellschaftliche Gruppen und soziale Milieus. Dabei wurde nach den Gewinnern und Verlierern des sogenannten Wirtschaftswunders ebenso gefragt wie nach der Entwicklung geschlechter- oder schichtspezifischer Lebenschancen. Drittens galt es zu untersuchen, wie sich im Zuge des Strukturwandels in Wirtschaft und Gesellschaft Mentalitäten und politische Einstellungen entwickelt haben, welchen Metamorphosen sie unterworfen waren, was sich halten konnte und was im Zuge des Wertewandels untergepflügt wurde.