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Widerstand und Verfolgung in Bayern 1933 bis 1945

Zu den ersten Großprojekten des IfZ gehörte das sogenannte Bayern-Projekt. Dieses Unternehmen, das Maßstäbe gesetzt, aber auch Diskussionen ausgelöst hat, verlieh den Forschungen zur Gesellschaftsgeschichte der NS-Zeit in den 1970er Jahre wichtige Impulse.

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Ludwig Linsert, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbunds in Bayern und Vizepräsident des Bayerischen Senats, gehörte zu den wichtigsten Initiatoren des Projekts. Seiner Widerstandstätigkeit wird erinnert am Platz der Freiheit in München, Foto: IfZ-Bildersammlung

Das Projekt, das unter dem Namen „Bayern in der NS-Zeit“ bekannt geworden ist, muss als Meilenstein in der Geschichte des IfZ gelten. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Projekts, das lange Zeit unter der persönlichen Leitung von Institutsdirektor Martin Broszat stand, setzten nicht nur wichtige neue Akzente bei der Erforschung der Gesellschaftsgeschichte des NS-Staats. Das Projekt wurde Vorbild und Maßstab für neue sozial- und alltagsgeschichtliche Ansätze in der Diktaturforschung.

Das Institut nahm die Arbeiten an diesem Projekt im September 1973 auf; es endete erst mit der Veröffentlichung des letzten Bands einer sechsbändigen Reihe zehn Jahre später. Die lange Laufzeit dieses Projekts hat auch mit seiner Entstehungsgeschichte zu tun, denn der Anstoß ging nicht vom IfZ aus, sondern kam von Ludwig Linsert, sozialdemokratischer Spitzengewerkschafter und Vizepräsident des bayerischen Senats, und der Arbeitsgemeinschaft der Bayerischen Verfolgtenverbände, die über Kultusminister Hans Maier (CSU) erhebliche Landesmittel für das Forschungsvorhaben erwirken konnten.

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Häftlinge im KZ Dachau (Foto: Bundesarchiv, Bild 152-26-20)

Das eigentliche Forschungsprogramm kristallisierte sich erst mit der Zeit heraus, zumal die einschlägigen Aktenbestände in enger Zusammenarbeit mit der bayerischen Archivverwaltung erst erschlossen werden mussten. Ungeachtet des Projekttitels ging es weniger um Verfolgung als um Widerstand, wobei der maßgeblich von Martin Broszat geprägte Begriff „Resistenz“ als Sonde diente, um das komplexe Beziehungsgeflecht von „Herrschaft und Gesellschaft im Konflikt“ zu erfassen.

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Titelblatt der Verlagswerbung für die Reihe „Bayern in der NS-Zeit“, Foto: R. Oldenbourg Verlag 

Der Erfolg des Projekts war aber nicht nur auf den innovativen Zugriff und die breite Quellenbasis zurückzuführen, sondern auch auf ein verändertes Geschichtsverständnis einer breiten Öffentlichkeit mit einem neuen Interesse an der Geschichte der NS-Zeit im Allgemeinen und der Alltagsgeschichte im Besonderen. Im Licht der neuen Forschung sind Leitbegriffe wie „Resistenz“ oder „Herrschaft und Gesellschaft im Konflikt“ zur Erfassung der politischen Dynamik in der nationalsozialistischen „Volksgemeinschaft“ zwar mittlerweile fragwürdig geworden, aber die Studien der 1970er und 1980er Jahre aus der Feder langjähriger IfZ-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter wie Elke Fröhlich, Anton Großmann, Hartmut Mehringer oder Falk Wiesemann sind nach vor ein spannendes Stück Historiografie und Historiografiegeschichte.

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Aus dem Werbeprospekt des Verlags, Foto: R. Oldenbourg Verlag 

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Aus dem Werbeprospekt des Verlags, Foto: R. Oldenbourg Verlag